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Haselmaus und Siebenschläfer, bitte melden!

Haselmaus und Siebenschläfer, bitte melden!

Schlafmäuse, auch Bilche genannt, gehören zu den Nagetieren. Wie ihr Name verrät, schlafen sie viele Monate pro Jahr. Typische Körpermerkmale der Bilche sind der buschige Schwanz und die grossen Kulleraugen. Im Mittelland und Jura leben drei Arten. Obwohl alle einfach zu identifizieren sind, wissen wir herzlich wenig über ihr Vorkommen und die Verbreitung.

Zusammen mit dem Naturmuseum Solothurn startete Quadrapoda das Projekt “Heckengeister & Klettermeister”. Das Projekt zielt darauf ab, die Verbreitung aller drei potentiell vorkommenden Schlafmausarten im Mittelland und in der Jurakette der Kantone Solothurn und Bern zu überprüfen und zu erweitern.

Im Rahmen von Heckengeister & Klettermeister rufen wir die Bevölkerung auf, ihre Beobachtungen von Siebenschläfer, Haselmaus und Gartenschläfer im Kanton Solothurn und dem Berner Mittelland sowie Berner Jura über die Plattform solothurn.wildenachbarn.ch zu melden.

Der Flyer Heckengeister & Klettermeister vermittelt weitere Infos.
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Nein zum missratenen Jagdschutzgesetz

Nein zum missratenen Jagdschutzgesetz

Während die Welt mit der Klima- und der Biodiversitätskrise ringt, will das Schweizer Bundesparlament das Jagtgesetz revidieren.
Das Bundesparlament will das Jagd- und Schutzgesetz (JSG) revidieren. Es hat jedoch einen unakzeptablen Gesetzestext beschlossen, der den Artenschutz aushöhlt. Dagegen haben BirdLife Schweiz und andere Organisationen das Referendum ergriffen.

Der Vorstand des NVB Burgdorf empfiehlt, das Jagdschutzgesetz aus mehreren Gründen abzulehnen. Es darf nicht sein, dass Vögel und Säugetiere ohne Schaden anzurichten einfach zum Abschuss freigegeben werden können. Zudem dürfen geschützte Tierarten in der Schweiz nicht kantonal reguliert werden.

Grossraubtiere spielen bei der Waldverjüngung eine zentrale Rolle. Deshalb ist es wichtig, dass über die Kantonsgrenzen hinaus das Gleichgewicht von Huf- und Raubtieren im Auge behalten wird.


Auch ein Komitee Jäger für Artenschutz unterstützt das Jagdgesetz nicht

Komitee für ein Nein (inkl. Namensliste und Argumentarium): www.jagdschutzgesetz.ch
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Vernetzter Lebensraum für die Geburtshelferkröte

Vernetzter Lebensraum für die Geburtshelferkröte

Vernetzter Lebensraum in Bäriswil

Vor einem Jahr haben wir im Wannental in Bäriswil für eine bedrohte Amphibienart einen neuen Lebensraum geschaffen. Für die Geburtshelferkröte entstand ein Weiher und zahlreiche Kleinstrukturen in unmittelbarer Umgebung.

In diesem Jahr haben erste Wasserfrösche und Erdkröten den Teich aufgesucht. Die Sträucher sind gut angewachsen.

Nun wollen wir im Oktober eine Infotafel aufstellen, um die Bevölkerung auf diesen vernetzten Lebensraum zu sensibilisieren.

In unmittelbarer Nähe haben mehrere Tollkirschen geblüht. Eine doch eher seltene Giftpflanze im Emmental.

Zudem wurden mehrere Zauneidechsen beobachtet, welche die neuen Strukturen bald aufsuchen werden.

Diese Zielarten wollen wir mit der Infotafel aufzeigen.

Wir hoffen, dass der neue Lebensraum auch für Insekten und zahlreiche andere Tierarten eine Bereicherung wird.

Alle weiteren Informationen findest du hier hier
Bild von Jan Ryser. Besten Dank
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Erlebnisse mit einem einzigartigen Jäger.

Erlebnisse mit einem einzigartigen Jäger.

Erlebnisse mit einem einzigartigen Jäger.
Der Wanderfalke

Unser Wanderfalkenspezialist, Benjamin Pfäffli hat einen faszinierenden Beitrag im Turmfalken publiziert.

Lasst euch von Bene und seinen Erlebnissen mitreissen! Den ganzen Beitrag findest du hier im Turmfalken
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Gärten mit naturnahen Elementen

Gärten mit naturnahen Elementen

In Gärten mit naturnahen Elementen wie einheimischen Hecken und
Blumenwiesen leben mehr Vögel als in naturfernen Gärten mit englischem
Rasen und exotischen Pflanzen.

Das Wochenende vom 5. bis 7. Mai stand ganz im Zeichen der Gartenvögel: Alle waren aufgerufen, eine Stunde vor das Haus zu sitzen und die Vögel zu beobachten. Nun sind die Resultate ausgewertet: Trotz Regen wurden insgesamt 31’900 Vögel gemeldet. Die Zählungen zeigen:

In Gärten mit naturnahen Elementen wie einheimischen Hecken und Blumenwiesen leben mehr Vögel als in naturfernen Gärten mit englischem Rasen und exotischen Pflanzen.
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Trotz teilweise regnerischem Wetter war die „Stunde der Gartenvögel“ auch dieses Jahr ein Erfolg: 800 Interessierte machten mit und meldeten BirdLife Schweiz alle Arten, die sie während einer Stunde beobachten konnten. Insgesamt fanden sie dieses Jahr 31’900 Vögel aus 129 Arten. Biologen von BirdLife Schweiz werteten die Daten des „Citizen-Science“-Projektes aus.

Durchschnittlich konnten pro Garten oder Park 40 Vögel aus 10,5 Arten gesichtet werden. Die am häufigsten beobachtete Art war die Amsel (in 90 Prozent aller Gärten), gefolgt von Kohlmeise (71%), Haussperling (61%) und Hausrotschwanz (55%). Betrachtet man die Gesamtanzahl der Individuen, so steht der Haussperling (4193 Vögel) an erster Stelle, gefolgt von Amsel (2571), Mauersegler (2320) und Kohlmeise (2023).

Bestandestrends können mit den vorhandenen Daten aus vier Jahren noch nicht erfasst werden. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass es den Vögeln der Gärten und Parks noch wesentlich besser geht als den Vögeln der Agrarlandschaft, wo manche Bestände regelrecht zusammengebrochen und viele Arten regional ausgestorben sind. Doch auch im Siedlungsraum nehmen einige Arten seit Jahren ab, so der Haussperling, die Mehlschwalbe oder der Mauersegler. Meist fehlt es an Nistplätzen und an genügend Nahrung (kleine Tiere, Samen, Beeren).

Grosse Unterschiede je nach Garten

Auch dieses Jahr gab es unter den Gärten sehr grosse Unterschiede: Im besten Garten wurden 38 Arten gesichtet. Der Siegergarten ist denn auch sehr naturnah: Er zeichnet sich aus durch viele einheimische Büsche, Blumenwiesen, Kies- und Sandflächen, Nistkasten und Holzhaufen.

Bei der Auswertung zeigte sich auch insgesamt deutlich, dass Gärten mit vielen naturnahen Elementen mehr Vogelarten beherbergen: Hatten sie mindestens 5 naturnahe Elemente wie zum Beispiel einheimische Bäume oder Hecken, wurden im Durchschnitt 13,4 Vogelarten gezählt. Bei weniger als 2 Elementen waren es nur 7,3.

In Gärten mit vielen einheimischen Sträuchern wurden im Durchschnitt 11,6 Arten gezählt, in solchen ohne Sträucher nur 8,4 Arten.

Es zeigt sich also klar: Für Vögel und viele andere Tiere sind insbesondere einheimische Bäume und Sträucher wichtig, aber auch artenreiche Wiesen, Naturteiche, Kies- und Sandflächen sowie Nistkasten und Holz- und Steinhaufen. Zahlreiche Tipps und Umsetzungshilfen zur naturnahen Umgebungsgestaltung sind unter www.birdlife.ch/garten zu finden.
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Tücken und Fallen im Garten

Der Admiral, ein Wanderfalter, der nach Süden fliegt.

Nicht selten wird uns mitgeteilt, dass im Frühling oder im Verlaufe des Jahres ein Molch, eine Kröte oder andere Tiere in einem Keller oder in einem Lichtschacht gefunden werden. Die Sicherung durch feines Maschendrahtgitter ist eine mögliche Lösung.

Auch bei den Gartenarbeiten ist es wichtig, geeignete Vorkehrungen zum Schutz der Tiere vorzunehmen.

Der Tierschutz hat ein entsprechendes Merkblatt herausgegeben.
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Fünf prächtige Bäume zum Jubiläum

Fünf prächtige Bäume zum Jubiläum

20 JAHRE NATUR- UND VOGELSCHUTZ BURGDORF

UND UMGEBUNG

Fünf prächtige Bäume zum Jubiläum

Aus Anlass zu seinem 20-jährigen Bestehen pflanzte der Natur- und Vogelschutzverein Burgdorf und Umgebung zwei Bergahorne und drei Stieleichen am Rande der Schützenmatte, wenige Meter neben der Emme. Kräftig mitangepackt haben auch drei Mitarbeiter der Stadt Burgdorf, Hans Fankhauser, Kurt Messer und Walter Kräuchi. Zusammen mit einigen Mitgliedern des NVB hoben sie für die stattlichen Bäume ein grosses Loch. Vorsichtig mussten die Wurzelballen von Jute und Geflecht befreit werden, bevor die Bäume ins Pflanzloch gesetzt wurden. Mit Augenmass richteten die Stadtgärtner den Stamm, gaben die ersten Schaufeln Erde dazu und füllten das Loch. Obwohl in den letzten Stunden reichlich Regen gefallen war, erhielten die Bäume noch zwei Kannen Emmewasser. Drei grosse Pfähle geben den Bäumen in den ersten Jahren Halt und Schutz.



Vor 20 Jahren gründeten in Burgdorf einige innovative Menschen einen kleinen Verein mit der Absicht, sich für die Natur und die dazugehörige Fauna und Flora einzusetzen. Paul Burri und Theo Haldimann waren zwei treibende Kräfte, welche mit Exkursionen und allerlei Veranstaltungen viele junge und ältere Menschen sensibilisiert und für die Tier- und Pflanzenwelt begeistert haben. In unzähligen Stunden praktischer Pflegeeinsätze wurden weit über die Stadt Burgdorf hinaus wichtige Lebensräume aufgewertet und unzählige Nistkästen gebaut. In der Burgdorfer Stadtkirche entwickelte sich eine grosse Alpenseglerkolonie, es wurden neue Hecken angelegt, eine Kiesgrube und ein Hochwasserdamm wurden für Amphibien und Reptilien aufgewertet. Noch in diesem Jahr will der NVB zusammen mit der Gemeinde Lyssach ein Stück des Rosshänggibaches ausweiten und Biber und Ringelnatter eine neue Heimat geben. Der Biber hat sich bereits bemerkbar gemacht.



Die Baumpflanzaktion bildete den Startschuss für das Jubiläumsjahr. Der NVB hat zusammen mit der Stadt einen schönen Platz gefunden, welcher sich wunderbar eignet, um innezuhalten. Der NVB wünscht den fünf Bäumen ein gutes Gedeihen und hofft, dass sie auch in 100 Jahren vielen Tieren Lebensraum bieten. Unweit der Bäume haben wir zudem zwei grosse Asthaufen angelegt. Sie sollen Wiesel, Zaunkönig oder Zauneidechse einen neuen Lebensraum bieten. Bereits nach einer Woche entdeckten wir in beiden Asthaufen Zauneidechsen, welche sich in der Abendsonne wärmten. Wir wünschen den beiden Asthaufen auch weiterhin ein reiches Innenleben und hoffen, dass sie Lebensraum für zahlreiche Tiere bleiben!



Manfred Eichele
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Zeidlerei, ein altes Handwerk

Zeidlerei, ein altes Handwerk

Zeidlerei, ein altes Handwerk wird wiederentdeckt

Wenn jemand auf die Zeidlerei angesprochen wird, reagieren die Leute meist mit fragenden Augen und Kopfschütteln. Wer kennt schon dieses alte Handwerk, welches vor 400 – 500 Jahren in Mitteleuropa weit verbreitet war?

Die Waldbienenzucht in lebenden Bäumen.

In den letzten Jahren haben wir regelmässig vom Bienensterben gehört, Filme gesehen über intensive Landwirtschaft, eintönige Blumenwiesen und Berichte gelesen über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Es geht nicht mehr ohne, heisst es. Oder wir müssen wirtschaftlich denken, sonst werden wir von Produkten aus Billigländern überflutet. Es ist nicht verwunderlich, dass in solchen Zeiten Menschen auf der Suche sind nach Alternativen, Wege suchen, um mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten. Auf dieser Suche sind wir vom Natur- und Vogelschutz Burgdorf auch der Zeidlerei begegnet, einem alten Handwerk, welches vor rund 200 Jahren aus Europa verschwunden ist.

Manfred Eichele hat einen ausführlichen und interessanten Beitrag im Turmfalken publiziert. Bitte hier klicken: Turmfalke

Im November 2015 hielt André Wermelinger folgenden Vortrag beim NVB

Im Artikel ist auch die Webseite von Free the Bees angegeben. Hier geht es zu Free the Bees
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Der Admiral, ein Wanderfalter, der nach Süden fliegt.

Der Admiral, ein Wanderfalter, der nach Süden fliegt.

Sie heissen nicht von ungefähr «Sommervögel», denn für die meisten Schmetterlinge naht mit dem Ende des Sommers der Tod. Nur wenige hie
sige Arten überwintern als Falter in einem möglichst frostgeschützten Versteck, um schon in den ersten milden Februartagen als Frühlingsboten wieder zu erscheinen. Weitaus die meisten harren als Ei, Larve oder Puppe aus. Ein paar jedoch machen es wie Schwalbe, Kuckuck und Nachtigall: Sie entfliehen der Kälte südwärts.

Zu ihnen gehört der Admiral. Längere Frostperioden erträgt er in keiner Phase seines Lebens. Im Herbst sieht man den Falter deshalb oft saugend an späten Blüten oder an Fallobst: Er tankt Energie für die beschwerliche Reise über die Alpen in wärmere Gefilde.

Wer einem Falter im Sommer zusieht, wie er von Blüte zu Blüte mehr gaukelt als zielgerichtet fliegt, würde ihm einen Langstreckenflug kaum zutrauen. Doch wandernde Tiere zeigen ein völlig anderes Flugverhalten. Sie flattern zügig, geradlinig und lassen sich von keiner Blüte zu einem Besuch verlocken.

Die Enkel fliegen im Herbst zurück

Sehr gut beobachten lässt sich dies auf 
Alpenpässen. Der Hahnenmoospass zwischen Adelboden und Lenk BE ist eine beliebte Destination für Vogelbeobachter. Christoph Vogel von der Schweizerischen Vogelwarte war schon oft hier und hat sein Augenmerk auch auf die kleineren Flieger gerichtet. Um die 800 Admirale (Vanessa atalanta) zählte er einmal an einem sonnigen Herbsttag. «Schaut man bei klarem Herbstwetter in den Himmel, kann man selbst in Städten Wanderfalter sehen, die Richtung Süden ziehen», sagt er.

Die ersten Admirale tauchen ab April nördlich der Alpen auf. Die Weibchen deponieren ihre Eier auf Blätter von Brennnesseln, von denen sich die Raupen ernähren. Die Entwicklung vom Ei zum geflügelten Insekt verläuft so rasch, dass es bis in den Herbst für zwei bis drei Generationen reicht. Erst die letzte Generation fliegt wieder in den Süden, wo sie sich im kommenden Frühling fortpflanzen wird.

Es sind somit gewissermassen die Enkel und Urenkel der Immigranten, die im Herbst wegziehen. Und nicht sie, sondern ihre Nachkommen werden im Frühling wieder einwandern. Darin liegt der Unterschied zu den Zugvögeln: Diese müssen für eine erfolgreiche Fortpflanzung die 
Reise mindestens zweimal auf sich nehmen – im ersten Lebensjahr südwärts ins Winterquartier und im folgenden Frühling zurück ins Brutgebiet. Schmetterlinge hingegen leben zu kurz, um den Rückflug antreten zu können. Das Dasein als geflügeltes Insekt dauert bei den meisten 
Arten nur wenige Wochen. Wanderfalter zieht es deshalb nur einmal in die Ferne.

Beim Distelfalter (Cynthia cardui) absolvieren die einzelnen Tiere gar nur Teilstrecken. Ausgangspunkt ist Nordafrika. Im Spätwinter überqueren die Schmetterlinge das Mittelmeer und legen in Südeuropa ihre Eier ab. Ab April schlüpfen die ersten Falter, von denen ein Teil weiter nordwärts zieht und bald auch in der Schweiz aufkreuzt. Bei uns pflanzt sich der Distelfalter in zwei bis drei Generationen fort. Man begegnet ihm auf distelreichen Ruderalflächen und Alpweiden. Wie beim Admiral kehrt die letzte Generation der Saison zurück in den Süden. Denn auch für diese Art ist der Winter nördlich der Alpen zu hart.
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Eindrückliches Naturschauspiel

Gelegentlich kommt es zu regelrechten Invasionen: 2003 und 2009 zogen Abermil
lionen von Distelfaltern durch Europa, teils bis in den Norden des Kontinents. Anscheinend hatten sich die Schmetterlinge im Ursprungsgebiet besonders wacker vermehrt. Der sonst eher diskrete Falterzug bot in einigen Gebieten ein eindrückliches Naturschauspiel: In einem unaufhörlichen, lockeren Band flogen Falterschwärme in geringer Höhe durch die Landschaft.

Beim in Nordamerika heimischen Monarchfalter (Danaus plexippus) ist der Zug jedes Jahr ein spektakuläres Ereignis. Die Tiere, die den Sommer im Gebiet der Grossen Seen im Norden der USA und im Süden Kanadas verbringen, ziehen Ende September ins Gebirge der Sierra Madre in Mexiko. Stellenweise verbringen hier ein Dutzend Millionen Individuen pro Hektar den Winter. In dichten Trauben hängen sie regungslos an Bäumen. Der weltweit einzigartige Ballungsraum von Schmetterlingen wurde erst in den 1970er Jahren entdeckt und ist heute eine touristische Attraktion. Zu seinem Schutz wurde ein Biosphärenreservat eingerichtet.

Der Monarchfalter gilt als besterforschter Wanderschmetterling. Amerikanische und kanadische Wissenschaftler haben Zehntausende von Tieren markiert, um deren Zugwege zu dokumentieren. Mit ausgeklügelten Laborexperimenten haben sie versucht, die grossen Fragen zu beantworten: Wie wissen die Falter, wohin sie fliegen müssen? Und wie finden sie den Weg?

Der Kompass ist bereits eingebaut

Die Forscher kamen zum Schluss, dass Richtung und Distanz genetisch vorgegeben sein müssen. Die Tiere müssen zudem über eine Art inneren Kompass verfügen, der es ihnen ermöglicht, die festgesetzte Zug­richtung einzuhalten. Ein Team der University of Massachusetts fand ­heraus, dass die Falter fähig sind, sich nach der Sonne zu orientieren. Eine innere Uhr kompensiert den veränderten Sonnenstand im Tagesverlauf.
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Für den im Natur-Museum Luzern tätigen Insektenforscher Ladislaus Reser, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit Wanderfaltern beschäftigt, ist die Frage der Orientierung mit diesem Befund indessen noch nicht geklärt: «Die grosse Mehrheit der Wanderschmetterlinge, von denen es einige hundert Arten gibt, sind Nachtfalter.» Und auch tagsüber versteckt sich die 
Sonne vielfach hinter einer ­Wolkendecke. Vielleicht hilft dann ein magnetischer Kompass, dessen Existenz bei Monarchfaltern ebenfalls experimentell belegt ist.

Ziehende Falter nutzen gezielt günstige Winde. Die Beobachtung von mehr als 1000 Admiralen, die im September von Finnland aus südwärts wanderten, ergab, dass praktisch alle bei zügigen Nordwinden unterwegs waren. Drehte sich der Wind, blieben sie am Boden. Radaruntersuchungen zeigten zudem, dass manche ­Arten ihre Flughöhe so zu variieren ver
mögen, dass sie sich stets im Bereich der schnellsten Luftströme bewegen. Dabei können sie hohe Tempi erreichen. Der Windenschwärmer (Agrius convolvuli) bringt es auf bis zu 100 Kilometer pro ­Stunde. Die Art gehört zu den tropischen Wanderfaltern, die regelmässig in Europa einfliegen. Ebenfalls zu den schnelleren Fliegern zählt das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), das bei der Einwanderung aus dem Mittelmeerraum innert weniger als 14 Tagen Strecken von 3000 Kilometern bewältigen kann.

Gescheiterte Ausbreitungsversuche

Die Wanderschaft ist eine strapaziöse Angelegenheit. Tote Falter, die man zuweilen bei Bergtouren auf dem Firnschnee findet, zeugen davon, dass längst nicht alle ihr Ziel erreichen. Warum tun sich die Tiere dies an? Beim Admiral, beim 
Distelfalter und beim Monarchfalter liegen die Vorteile auf der Hand: Die saisonale Wanderung ermöglicht ihnen, Lebensräume als Fortpflanzungsgebiet zu nutzen, die für sie nicht dauernd bewohnbar sind. Dies bedingt aber, dass der Zug in beide Richtungen erfolgt: Nur wenn ein Teil der im Norden geschlüpften Falter im Herbst wieder in den Süden fliegt und dort den Bestand verstärkt, ­resultiert für die Art ein Gewinn. Doch nur wenige Wanderfalter sind solche Saisonwanderer. Die meisten ziehen nur in eine Richtung. Der Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos) zum Beispiel ist hauptsächlich in Afrika südlich der Sa
hara heimisch. Regelmässig fliegt ein Teil der Population nach Europa, teils bis nach Skandinavien. Die Auswanderer werden wie auch ihre Nachkommen in der Fremde sterben: Dass ein Individuum den europäischen Winter überlebt oder zuvor zurückwandert, kommt bei dieser Art nur in Ausnahmefällen vor. Für die Population bringt die Emigration deshalb nur Verluste.

Möglicherweise handelt es sich ­bei den Wanderungen um gescheiterte ­Aus
breitungsversuche – ausgelöst durch das Verdorren der Nahrungspflanzen während der Trockenzeit im Ursprungsgebiet oder durch eine Verknappung des Lebensraums nach einer starken Vermehrung. Oftmals setzt der Wandertrieb erst ab einer gewissen Populationsdichte ein. Diskutiert wird aber auch die Hypothese, dass manche wandernde Arten einem Atavismus folgen, also überholte Verhaltensweisen zeigen, die ­eigentlich für ihre Urahnen typisch ­waren und sich entwickelt hatten, als noch andere klimatische Bedingungen herrschten.

Vorläufig ist dies alles Spekulation. «Man sollte sich nicht schämen, zu bekennen, dass man für gewisse Erscheinungen schlicht noch keine befriedigende Erklärung hat», sagt Ladislaus Reser. Auf die Frage nach dem Wie und Warum des Falterzugs antwortet er lapidar: «Ich weiss es nicht. Ich war noch nie ein Falter.»
Hansjakob Baumgartner
Aus dem Beobachter vom September 2011
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