Ja, es sind die Asthaufen, die von Kindern gebaut und von Zauneidechsen geliebt werden. Am Dienstagmorgen, 3. Juni 2025, haben unter der Leitung des Natur- und Vogelschutzvereins Burgdorf und Umgebung (NVB) rund 50 Primarschülerinnen und -schüler aus Bäriswil tatkräftig angepackt: Sie schleppten, sägten und stapelten Äste und schnitten Dornen zurück. So entstanden am Bäriswiler Waldrand vier prächtige Asthaufen für die Zauneidechsen, und auch ein Steinhaufen wurde für die wärmeliebenden Zauneidechsen von beschattendem Dornengestrüpp befreit. Die Zauneidechse steht auf der «Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten» und ist auf sonnige Waldränder mit vielfältigen Kleinstrukturen angewiesen.
Bevor es an die Arbeit ging, stellten sich die Kinder die Frage: Wozu sind diese Asthaufen eigentlich gut? Sie erfuhren, dass der Lebensraum der Zauneidechsen in Bäriswil auf einen gerade einmal 400 Meter langen Waldrand von der Rieglen bis zum Scheibenstand beschränkt ist Zudem gibt es noch eine kleine Population im Wannental. Nur an diesen Orten kann die Zauneidechse in Bäriswil leben, ihre Eier in den warmen Boden legen, ihre Körpertemperatur an der Sonne regulieren, jagen und Schutz suchen. Leider ist sie nicht so flexibel, um in einen Asthaufen beim Schulhaus, in einen Privatgarten oder ins Waldesinnere zu zügeln. Da dieser Lebensraum in Bäriswil nicht mit anderen Zauneidechsen-Gebieten verbunden ist, fehlen zudem Ausweichmöglichkeiten zu anderen idealen Lebensräumen.
Um das Überleben der Zauneidechse in Bäriswil zu sichern, engagieren sich die Schule Bäriswil und der NVB mit dem Bau von Asthaufen, die Strukturreichtum und Vernetzung entlang der gesamten 400 Meter Waldrand fördern. Zerschnittene, isolierte Lebensräume verhindern die Verbreitung und den genetischen Austausch und sind ein Grund dafür, dass der Bestand der Zauneidechse seit 1967 kontinuierlich abnimmt.
Achtung: Eidechse ist nicht gleich Eidechse! In der Schweiz handelt es sich bei Eidechsen-Beobachtungen meist um Mauereidechsen, nicht um Zauneidechsen. Die Mauereidechse bevorzugt Steinhaufen, Trockenmauern und den Schotter unter Eisenbahnschienen. Das dichte SBB-Streckennetz bietet ihr eine hervorragende Vernetzungsstruktur – da könnte die Zauneidechse fast neidisch werden.
Bereits im Herbst 2021 hatte die Schule Bäriswil beim Herbstbummel zehn Asthaufen angelegt. Die Info-Tafel am Waldrand zeugt davon. Mit der Aktion im Juni 2025 engagierten sich die Schülerinnen und Schüler nun schon zum zweiten Mal für den Erhalt des Lebensraums dieser kleinen Reptilien, die wie kleine Dinosaurier aussehen. Mit grosser Freude und Ausdauer griffen sie auch zu den dicken Ästen und liessen sich selbst vom wiederholten Verhaken der Säge nicht beirren.
Die wärmeliebenden Zauneidechsen werden die neuen Asthaufen zu schätzen wissen – und wer weiss, vielleicht zählst du ja eines Tages zu den Glücklichen, die eines dieser faszinierenden Tiere beim genüsslichen Sonnenbad in einem solchen Asthaufen entdeckt.
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Autor: Edgar Hegner (NVB Vorstand)